Management Letter:  Covid 19 - der Start in eine zweite Renaissance?

Covid 19 - der Start in eine zweite Renaissance?

23. Apr 2020

Das chinesische Schriftzeichen für Krise besteht aus zwei Elementen: Das eine steht für Bedrohung, das andere für Chance.  

Chinesisches Schriftzeichen für Krise

Zur Zeit erleben wir in erster Linie die Bedrohung. Doch in Gesprächen zeigen sich vielerorts die ersten Chancen. Nicht selten taucht auch das Wort «Renaissance» auf, was «Wiedergeburt» bedeutet. 

Die Renaissance war eine Folge der kleinen Eiszeit und vor allem aber auch der grossen Pest von 1347/48. Das bewirkte einen dramatischen Bevölkerungsrückgang.

Diese Pest, die wie ein Schnupfen unter die Menschen kam, endete tödlich. Ganze Familien fielen auseinander, Landstriche verwaisten, der schwarze Tod unterschied nicht zwischen arm und reich und machte auch nicht an Grenzen halt. 

In Europa starben 20 bis 25 Millionen Menschen, je nach Schätzung. Zu zählen hatte man schon lange aufgehört. Das entspricht etwa einem Drittel der damaligen Bevölkerung. 
Historiker meinen, dass erst diese extremen Bedingungen das Ausgangspotenzial für die Entfaltung der Renaissance schufen.

Die Renaissance selbst bezieht sich dann jedoch auf die spätere europäische Kulturepoche in der Zeit des Umbruchs vom Mittelalter zur Neuzeit im 15. und 16. Jahrhundert. Sie war von dem Bemühen um eine Wiederbelebung der kulturellen Leistungen der griechischen und römischen Antike gekennzeichnet. (nach Wikipedia)

Ein Merkmal der Wiedergeburt der Antike war, dass der Mensch wieder ins Zentrum rückte. 

Die Parallele zu Covid 19?

Erst einmal hoffe ich, dass diese Parallele – was die Sterblichkeit betrifft – nicht existiert. Wir sind ohne Zweifel in vielerlei Hinsicht viel besser gewappnet. 

Mein Eindruck ist jedoch, dass sich eine ganz wesentliche Werteverschiebung andeutet. Der Mensch und seine Gesundheit sowie die Solidarität bekommt wieder mehr Bedeutung. Noch nie waren so viele Menschen, Unternehmen, Politiker und Volkswirtschaften (und damit immer die Menschen, die dahinter stehen) bereit, soviel in den Schutz der Gesundheit von Menschen zu investieren und derart gravierende, wirtschaftliche Nebenwirkungen davon in Kauf zu nehmen. Auch wenn sich eben jetzt dazu ein Sinneswandel abzeichnet, ist das eine beachtliche Leistung! 

Auch Unternehmen und Mitarbeitende haben begonnen, die Krise zu nutzen und – unter anderem mit Home Office – neue Erfahrungen zu sammeln. Zwar höre ich vor allem von Führungskräften in multinationalen Unternehmen, dass die Belastung vor allem infolge permanenter Erreichbarkeit mit Videokonferenzen grösser geworden ist. 

Doch vielerorts machen die Menschen auch positive neue Erfahrungen wie:

  • Es gibt weniger Meetings, sie sind kürzer und besser vorbereitet und es sind eher nur die Leute zugeschaltet, die was beitragen oder von Informationen profitieren können;
  • Die Reisekosten sind um Faktoren reduziert
  • Menschen sprechen trotz erschwerter Umstände zum Teil mehr und vor allem gezielter miteinander 
  • Aufträge werden klarer und oft schriftlich erteilt
  • Es gibt weniger Blindleistung
  • Etc.

Als ich an der Findhorn Foundation eines meiner ersten Leadership Trainings (enlightened Leadership) gemacht habe ist ein Satz gefallen, der mich jetzt mehr als 35 Jahre begleitet: 

« All is terribly important – but nothing really matters”

Dieser Satz führte mich zu einigen Fragen, die ich auch Ihnen gerne stelle: 

  • Welche Aufgaben, die Ihnen vor der Krise bedeutsam schienen, sind es jetzt nicht mehr oder weniger?
  • Welche Reports, die Sie früher geschrieben haben, schreiben Sie jetzt nicht mehr und niemand vermisst diese?
  • Wo und bei wem sind neue Kompetenzen sichtbar geworden, die sie früher nie gesehen haben und wie sind diese hilfreich?
  • Welche Personen, die vor der Krise gut sicht- und hörbar waren, sind jetzt weder zu sehen und zu hören? Mit welchen Folgen?
  • Welche Führungskräfte erzielen gerade jetzt mit topmotivierten Leute Bestleistungen?
  • In welchen Teams sind jetzt auffallend viele Leute im Krankenstand?
  • Was tun Sie heute anders, was Sie gerne in die Zeit danach rüber retten wollen?
  • Welche Aufgaben und andere Rituale haben Sie der Krise überlassen und auch wenn die Krise weg ist, dürfen auch diese Aufgaben und Rituale wegbleiben? 

Gut möglich, dass die eine oder andere Antwort auf diese Fragen auch bei Ihnen eine kleine «Renaissance» bewirken wird. 

Welche Fragen sind bei Ihnen aufgetaucht? Ich freue mich, wenn Sie mir schreiben. 

Bleiben Sie gesund. 

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