Methoden und Tools:  Prozess der integrativen Entscheidungsfindung

Prozess der integrativen Entscheidungsfindung

3. Aug 2013

Es gibt mehrere bewährte Methoden, den Prozess für die integrative Entscheidungsfindung zu moderieren. Ich stelle Ihnen hier eine in der Praxis bewährte Kurzform vor.

Dieser Prozess wird angewendet, wenn es um die Diskussion eines Vorschlags geht, für den eine Entscheidung herbeigeführt werden soll.

1. Klärung/Vorstellung des Vorschlags oder der Spannung

Der Vorschlag oder die Spannung wird kurz dargelegt:

  • Worum geht es?

  • Was ist gegebenenfalls das Problem?

  • Was ist der Wunsch?

In dieser Phase sind nur Klärungsfragen erlaubt. Diskussionen und Reaktionen werden vom Sitzungsleiter sofort abgeschnitten. Auch Suggestivfragen sind nicht zulässig  wie z.B. „Meinst du nicht, dass wir dieses Problem anders lösen sollten, etc.?“

2. Spontane Reaktionen der Teilnehmenden sammeln

Der Sitzungsleiter holt bei jeder Person einzeln eine schnelle Bauch-Reaktion in Bezug auf den Vorschlag ein. Das könnte sein „Klingt für mich sehr gut“, „Da wäre ich sofort dabei“, „Das kann ich mir nicht vorstellen“, „Ich mache mir Sorgen über die Folgen“, etc.. Diskussionen oder Überkreuz-Gespräche jeglicher Art werden vom Sitzungsleiter konsequent abgeschnitten. Diese Reaktionsrunde ist ein geschützter Raum für jede Person, um die ersten spontanen Reaktionen mitzuteilen und gehört zu werden ohne sich um mögliche Effekte der eigenen Einschätzung sorgen zu müssen.

3. Verbessern oder Klären des Vorschlags

Nachdem alle Reaktionen gehört wurden, bekommt die Person, die den Vorschlag gemacht hat, Gelegenheit, den Vorschlag besser zu erklären oder basierend auf den Reaktionen zu optimieren. (Es sollten in dieser Phase nur minimale Verbesserungen vorgenommen werden, selbst dann, wenn bereits auf klare Mängel hingewiesen wurde.) Diskussionen werden vom Sitzungsleiter abgeschnitten. Falls es keine Verbesserungsvorschläge gibt, geht es direkt weiter zum nächsten Schritt.

4. Sachliche Einwände sammeln

Der Moderator fragt nacheinander jede Person, ob sie irgendwelche sachlichen Einwände gegen den (ggf. modifizierten) Vorschlag sieht. Diese Einwände werden nur kurz vorgebracht. Es sind dazu keine Diskussionen oder Fragen zugelassen. Der Sitzungsleiter schreibt alle Einwände auf ein Flipchart auf. Noch schneller geht es, wenn die Teilnehmenden kurz Gelegenheit bekommen, ihren Einwand auf Karten zu schreiben, die nachher vorgestellt und an die Pinnwand  geheftet werden. Auch in dieser Phase schneidet der Sitzungsleiter jegliche Art von Diskussion ab. Wenn in dieser Phase keine Einwände auftauchen, ist die Entscheidung gefunden und der Prozess beendet.

5. Integration der Einwände

Tauchen Einwände auf, so tritt die Gruppe in dieser Phase in einen offenen Dialog. Es geht jetzt darum, das Kernstück jedes Einwandes zu verstehen und diesen in einen verbesserten Vorschlag zu integrieren.

Sobald sich ein verbesserter Vorschlag zeigt, der funktionieren könnte, unterbricht der Sitzungsleiter das Gespräch, nennt den verbesserten Vorschlag und läutet damit eine erneute Einwand-Runde ein.

Übrigens: In der englischen Sprache wird der Sitzungsleiter/Moderator oft als Facilitator bezeichnet, was frei übersetzt „Erleichterer“ heisst. Und genau darum geht es.

Ich wünsche Ihnen eine gute Zeit und eine erleichterte Entscheidungsfindung. Ihr Jürg Wilhelm

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